Holzreste - nur Brennholz oder wertvolles Material?
2022
Eine grosse Menge an Restholzstücken werden in holzverarbeitenden Betrieben aussortiert, weil die Abschnitte zu klein sind, sie Risse / Äste / Verfärbungen haben oder sonstige sogenannte Qualitätsmängel aufweisen. Auf diese Weise wird ein Grossteil des wertvollen Rohstoffes Holz bei der Verarbeitung zu Brennholz oder landet gar im Abfall.
Das Projekt setzt sich mit dieser Thematik auseinander und hinterfragt den Umgang mit der Ressource Holz.
Dazu nimmt sie eine vermittelnde Rolle ein und soll ein Bewusstsein für die Thematik schaffen und zum Nachdenken & Diskutieren anregen.
Klotz am Bein
Aus Holzresten verschiedener Betrieben entsteht eine Hocker-Kollektion. Schnappverbindungen und geschweisste Dübel halten die Holzstücke zusammen – ohne Leim oder sonstigen Zusatzstoffen.
Durch einen gestalterischen Twist im Objekt wird der Fokus auf die Thematik der Holzabfälle gelegt und auf die Herkunft des Materials als Brennholz hingewiesen.
Der Klotz am Bein unterbricht die fliessende Linie - er stört die Harmonie. So ist auch die Thematik der Holzabfälle für viele störend und quasi ein ‚Klotz am Bein‘.
Es muss nicht immer Leim sein.
Das Holz unbehandelt zu lassen, erleichtert die mehrfache Verwertung.
Verbindungen müssen nicht immer geleimt sein, es gibt viele Alternativen.
In diesem Projekt entstand eine Forschungs- & Versuchsreihe an klebstofffreien Holzverbindungen.
Vertieft und angewendet wurde die Holzschweisstechnik und formschlüssige Schnappverbindungen.
Holz - ein nachwachsender Rohstoff im Überfluss?
Rund einen Drittel der Fläche der Schweiz besteht aus Wald. Darin
wächst alle 3 Sekunden 1 m3 Holz nach. In den letzten Jahrzehnten
wuchs stets mehr Holz nach als geerntet wurde. Damit hat die Schweiz eine der grössten Holzvorräten von Europa.
„Ohne den Wald zu übernutzen, könnten im Inland jährlich 7-8 Mio. m3 Holz geerntet werden. Nur rund 4.6 Mio. m3 Holz [...] werden zurzeit jährlich geerntet“. So schreibt dies der Verband der Waldeigentümer WaldSchweiz.
Es gibt also Holz im Überfluss - oder nicht?
So einfach ist es leider nicht. Denn pro Jahr werden in der Schweiz
rund 10 Mio. m3 Holz verbraucht. Abzüglich dem jährlich geernteten
Schweizer Holz bedeutet dies, dass gut die Hälfte des Holzes aus dem Ausland stammt. Möchte man den ganzen Holzverbrauch mit Schweizer Holz decken, wäre unser Wald also am Limit.
Dennoch ist es natürlich ökologisch, sowie ökonomisch sinnvoll Holz
aus den Schweizer Wäldern zu beziehen. Eine regionale Produktion
schafft Arbeitsplätze und verkürzt Transportwege. Die Schweiz hat
zudem ein strenges Waldgesetz, welches eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes vorschreibt. Importiertes Holz stammt zum Teil aus Ländern, in welchen kein umfassendes Waldgesetz existiert.
Selbst wenn das importierte Holz FSC-zertifiziert ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass dies durch illegalen Holzschlag erfolgte. Das Zertifizierungssystem kämpft immer wieder mit Korruptionsfällen und zertifiziert gar Unternehmen, welche mutmasslich für die Abholzung des Regenwaldes mitverantwortlich sind. Gerade den osteuropäschen Ländern, welche die wichtigsten Holzlieferanten der EU sind, wird Korruption und illegaler Holzschlag vorgeworfen. Von nachhaltig kann hier keine Rede sein.
Nicht nur als Material, auch als Energieträger wird Holz beliebter und sogar gefördert. Ölheizungen werden zunehmend durch Holzheizungen ersetzt. Viele Resthölzer, wie zum Beispiel Sägespäne aus Sägereien, werden zu Pellets gepresst. Jedoch werden auch ganze Baumstämme zu Brennmaterial verarbeitet. Auch vom Schweizer Holz wird ca. 37 Prozent bei der Ernte direkt zu Energieholz. Das entspricht rund der Hälfte des Schweizer Energieholzes. Die Verbrennung von Holz wird dabei als klimaneutral dargestellt. Dabei wird jedoch oft die graue Energie, also die Emissionen, welche bei der Brennholzernte und -verarbeitung sowie dem Transport entstehen, ausser Acht gelassen. Die Einstufung der Energiequelle Holz als komplett klimaneutral ist daher umstritten und gerät zunehmend in Kritik.
Auch die Aufforstungsmassnahmen, welche besonders in tropischen und subtropischen Regionen gefördert werden, erzielen nur bedingt die gewünschten positiven Effekte auf das Klima. Denn häufig entstehen bei den Aufforstungsprojekten Monokultur-Plantagen. Diese binden jedoch weniger als die Hälfte an CO2 im Vergleich zu natürlichen Mischwäldern.
Nun - das Thema ist komplex. Fakt ist: die Nachfrage nach Holz, sei es als Material, wie auch als Energieträger, steigt. Unsicher bleibt, ob die Wälder der Erde dieser Nachfrage nachhaltig nachkommen können.
Holz ist ein nachwachsender Rohstoff - ja. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass diese Ressource unbegrenzt verfügbar ist.
Lasst uns also Sorge tragen zu unseren Wäldern und verantwortungsvoll mit der Ressource Holz umgehen.